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10. Februar 2020

Zeitungsbericht

Integration in den Ort ist eines unserer wichtigsten Ziele beschreibt Christine Lieb, die stellvertretende Leiterin des Marie –Mattfeld Hauses in Oberammergau. Und besonders freuen wir uns über die Einladung der Gemeinde unsere Kinder und Jugendlichen an der Passion teilzunehmen und einfach dazuzugehören. Eine erste Infoveranstaltung findet bereits am 3.10.19 statt. Herr Klaus wirbt für die Teilnahme an den Spielen. Mit Erfolg, 20 von 24 Kindern und Jugendlichen sind Feuer und Flamme und wollen sich unbedingt beteiligen. Auch viele Hortkinder werden mitwirken, so Lieb.

Am 17.10.19 erhielten die Kinder und Jugendlichen des Marie-Mattfeld Hauses (Heim und Hort), sozusagen aus erster Hand einen genauen Einblick in die Geschichte der Passionsspiele von Oberammergau. Andreas Richter arbeitet als Diplom Psychologe im Fachdienst des Hauses und steht den neugierig lauschenden Kindern heute Rede und Antwort. 2010 war er selbst einer der Jesus Darsteller auf der Bühne. 2020 wird er den hohen Priester Kaiphas spielen. Im Alter von vier Jahren hat Andreas Richter bereits zum ersten Mal an den Passionsspielen teilgenommen und seither alle zehn Jahre.

Die vielen Fragen der Kinder zum Spiel kann er somit gut nachvollziehen. Warum müssen sich alle Mitwirkenden die Haare wachsen lassen, wie sehen die Kostüme aus, ist es im Mai und Oktober nicht ein bisschen zu kalt für Sandalen, was ist die Mehrzahl von Jesus, tut die Dornenkrone eigentlich weh und überhaupt: Warum haben die das gemacht mit dem Jesus? Fragen über Fragen die Andreas Richter an diesem Nachmittag den Kindern und Jugendlichen, aus Hort und Heim, gestaffelt in drei Altersgruppen, gewissenhaft versucht zu beantworten. Zu Beginn erzählt Andreas Richter den Kindern und Jugendlichen allerdings, wie es überhaupt dazu kam, dass die Oberammergauer Bürgerinnen und Bürger im Jahr 1633 ein Gelübde abgelegt haben und seither alle zehn Jahre die Geschichte vom Leben und Leiden Christi auf die Bühne bringen.

Es stimmt die Kinder durchaus nachdenklich zu hören wie zuerst der Krieg und dann die Pest im Land gewütet haben. Die Oberammergauer suchten damals ihre Rettung im Glauben. Alle zehn Jahre, so beschlossen sie damals, würden sie Jesus Christus und seine Botschaft durch ein Passionsspiel wieder lebendig machen. Den Aufzeichnungen der Gemeindearchive zu Folge soll nach dem Ablegen dieses Gelübdes kein Mensch mehr in Oberammergau an der Pest gestorben sein. Um den „Vortrag“ lebendig und greifbar zu gestalten hat Andreas Richter eine ganze Menge originaler Requisiten aus dem Passionstheater mitgebracht. Die Kinder staunen nicht schlecht als sie neben den Palmwedeln und Sandalen, die sie selbst zur Szene „Einzug in Jerusalem“ tragen werden, eine echte Römer-Rüstung mit Helm, Speer und Schild liegen sehen und diese sogar anprobieren dürfen. Bilder aus den Proben und Aufführungen von 2010 dokumentieren, was den Kindern im kommenden Jahr bevorstehen wird. Den ein oder anderen ihrer heutigen Bekannten, Freunde, Trainern, Lehrer oder auch Nachbarn erkennen die Kinder auf den Bildern wieder und beginnen zu verstehen was es bedeutet, wenn ein ganzes Dorf in diese Aufgabe hineinwächst. Natürlich hat Andreas Richter auch eine Flasche Kunstblut und Nägel vom Kreuz mitgebracht. Gespannt lauschen die jungen Zuhörer, als er über die Theatertricks spricht, die man einsetzt, um die entsprechenden Szenen der Geißelung und Kreuzigung echt und ergreifend aussehen zu lassen. Am Ende dürfen die Kinder sogar die Dornenkrone in den Händen halten, die Andreas Richter 2010 an fast 60 Aufführungen getragen hat. Nicht wenige Kinder und vor allem die Jugendlichen des Heimes interessieren sich auch für die zu erwartenden Gagen für die Mitwirkung. „Für ein Passions-Radl“ hat es als Kind immer gereicht, kommentiert dies Andreas Richter salopp. Er habe sich mit 14 Jahren ein schönes Mountainbike von seiner Gage kaufen können und mit 24, als Erwachsener, wieder eines. So hätten es zu seiner Zeit viele gehalten. Die Bilder, die Andreas Richter von den Proben, vom Leben hinter den Kulissen, in den Garderoben und auch von der Bühne zeigt, lassen diese Fragen aber schnell in den Hintergrund rücken. Immer wieder legt er den Fokus auf den Wert der gemeinschaftlichen Leistung, des Zusammenhaltes in der Gemeinde. Er betont das gute Gefühl des Dazugehörens, des dabei seins und den Wert der Auseinandersetzung mit der Botschaft von Jesus Christus. Was es bedeutet eine halbe Million Menschen aus der ganzen Welt mit dieser Botschaft zu berühren bleibt zu diesem Zeitpunkt schwer vermittelbar. Am Ende der letzten Gruppe fragt ein Jugendlicher bei Andreas Richter an, ob er ein gutes Wort beim Spielleiter (Christian Stückl) für ihn einlegen könne – er habe sich bislang noch nicht angemeldet und wolle nun doch mitwirken.

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